Sefi Atta
Roman. Übersetzt von Eva Plorin. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2010, 270 Seiten, EUR 20,50
Lagos, Nigeria. Zwei junge Frauen leben im gleichen Haushalt und arbeiten in derselben Bank. Dort sind sie denselben Zwängen unterworfen und müssen sich schließlich auch gegen denselben Vorgesetzten zur Wehr setzen. Nicht nur das ist es, was die beiden durchaus recht verschiedenen Persönlichkeiten eint. Es ist vor allem der Traum, alles was sie bedrückt, hinter sich zu lassen und endlich an einem Mindestmaß an Wohlstand und Sicherheit partizipieren zu können. Keine Angst mehr haben zu müssen vor durch Straßen marodierenden Banden, die stehlen und morden. Ein Gehalt zu bekommen, das es erlaubt, sich einmal mehr zu gönnen als nur ab und zu ein billiges neues Paar Schuhe. Und mit Respekt behandelt zu werden.
Als die Chance für beide auftaucht, als Drogenkuriere für Lieferungen ins Ausland zu arbeiten, ist die Verlockung groß. Aber es ist klar: damit würden sie nicht nur ihre Achtung vor sich selbst aufs Spiel setzen. Es könnte sie auch ihre Freiheit und, im schlimmsten Falle, ihr Leben kosten. Ganz zu schweigen von der Schwierigkeit, ein gefülltes Kondom überhaupt erst einmal hinunter schlucken zu können …
Durchflochten und vorangetrieben wird die Handlung durch die Männerbeziehungen der beiden Frauen. Allerdings bringen auch die keineswegs Entspannung. Der Roman, geschrieben aus der Sicht einer der Frauen, Tolani, erzählt über weite Strecken über die eigene Kindheit außerhalb der großen Stadt, aber vor allem über das Leben ihrer Eltern. Die starke Persönlichkeit der Mutter, die sich einiges leistete, was einer traditionellen nigerianischen Frauenrolle so gar nicht entsprach. Im Gegensatz dazu ihr Vater, ein Musiker, der sich eher gehen ließ. Tolani ist auf der Suche nach ihrer Identität, und die im Raum stehende „traditionelle afrikanische Samenspende“ (Atta) macht alles auch nicht leichter. Mit ihrem Roman gibt die Autorin eine sehr facettenreiche Schilderung von Frauenleben in Nigeria.
Thomas Divis
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